Michael Paintner


ein Naturbursche und Oldtimer-Liebhaber


Der Mann kann sich glücklich schätzen. Wer zuhause bis 0.30 Uhr auf ihn wartet, bis er von der Jagd kommt und mit ihm dann noch eine Wildsau zerlegt, muss ein verständnisvoller Ehepartner sein. Den hat er und das weiß er.

Der Mann kann sich glücklich schätzen, weil er zwei Töchter hat, die er sein Heiligtum nennt. Da schmilzt er dahin, bei seinen Mädels. Veronika, die Ältere der beiden bewundert er bei den Formationsgirls und die Kleine, Franziska, begleitet ihn ins Holz, mit dem Lexikon des heimischen Pflanzenführer unter dem Arm. Sie interessiert sich für alles, was Flora und Fauna hergibt. Besonders, wenn der Papa auf Wildschweinjagd geht, da muss sie mit. Draußen in der Natur findet er die Ruhe, die er nach einem langen Arbeitstag braucht. Er mag die Stille.

 

 

Der Mann kann sich glücklich schätzen, denn, öffnet er seine Werkstatttür erwarten ihn dort seine Hanomag-Traktoren R 40 und R 45 - zwei Oldtimer-Raritäten, mit denen er einmal im Jahr große Bergpässe erklimmt – das Stilfersjoch oder den Großglockner – bei Wind und Wetter. Da kann es auch mal schneien oder hageln. Aber der Mann hält das aus. Er ist abgehärtet. Arbeitet er doch als selbständiger Baumaschinenführer ganzjährig im Freien.

 

 Man weiß natürlich längst, um wen es hier geht. Michael Paintner, ein Mann wie eine deutsche Eiche, mit gefühlten zwei Metern Körpergröße, ein absoluter Familienmensch und ein Fels in der Brandung. Denn, wer sich so glücklich schätzen kann, hat auch selbst viel dazu beigetragen.

 

Sein Arbeitstag beginnt um 5.30 Uhr und endet nicht vor 21.00 Uhr. „Mein Mann müsste öfter nein sagen, aber dazu ist er zu gutmütig", sagt Frau Paintner und schaut ihren Mann liebevoll an. „Statt dessen tüftelt er rum und sucht nach den günstigsten Lösungen für seine Auftraggeber." „Ich möchte immer hundert Prozent  geben", ergänzt Michael Paintner, der zwei bis drei Tage die Woche auch als Subunternehmer für den Markt Essenbach arbeitet. 

Der stets gut aufgelegte 46-Jährige, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt, ist am Hof seiner Eltern mit zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Er ist damals schon sehr gern Bulldog gefahren.  Schon als 10-Jähriger trieb er sich in der Spierer-Werkstatt herum. Was war deshalb naheliegender, als sich beim Spierer als Landmaschinenmechniker ausbilden zu lassen. Nach einer Minibagger- und Baumaschinenführerausbildung und Anstellungen bei zwei Arbeitgebern machte er sich 2005 selbständig. Er mag seine Arbeit, die manchmal nicht ungefährlich ist. Im Jahr 2000 bohrte sich das Laufwerk seines Baggers in ein Kiesloch und Michael Paintner wurde im Fahrerhaus eingeklemmt. „Ich hätte tot sein können," meint er nachdenklich. „Was ich schon für Schutzengel gehabt hab." Er kam mit einem Milzriss davon. „Dafür geh ich  regelmäßig nach Altötting", bemerkt seine Frau. Da ist es wieder, das selbstverständliche Geben und Nehmen in einer Partnerschaft. „Und 2004 bist du vom Hochstand gefallen," erinnert sie ihn. „Was du dir alles merkst", staunt ihr Mann und erzählt weiter. „Ja, mit dem Gewehr in der Hand, vier Meter rückwärts, auf die Straße. Anschließend konnte ich die rechte Seite nicht mehr bewegen, war wie gelähmt. Wie sich später herausstellte, war es ein Oberarmbruch, auch das Schlüsselbein hatte etwas abbekommen. In dem Zustand bin ich noch ins Auto und heim zu meinen Eltern gefahren, damit sie den Krankenwagen rufen. Ich wollte mitten in der Nacht meine Familie nicht erschrecken." Als sie ihm in der Notaufnahme seine nagelneue Lodenjacke aufschneiden wollten, ist der Jägersmann trotz gewaltiger Schmerzen wild geworden. Aber es half nichts, die Jacke musste schließlich runter. Ja, grantig kann er schon werden, wenn's auch lang dauert bis es so weit ist, gibt er zu. Dann geht er in seine Werkstatt und schraubt an seinen Oldtimern. Da vergisst er Raum und Zeit. 250 Stunden hängt er dran an einem Traktor und wenn er das Getriebe umbauen muss, dauert es noch länger. „Da kann ich ihm gleich das Bett in die Werkstatt stellen", wirft Frau Paintner ein. 

Ja mei, der Michael Paintner und seine Oldies! „Ja mei", sagt er, strahlt über das ganze Gesicht und meint damit, dass es fast nix Schöneres gibt. Da braucht's nicht viele Worte. Er schwärmt von der Gemeinschaft der Oldtimer-Clubs Mirskofen und Schwimmbach bei Leiblfing, von der Atmosphäre und den internationalen Teilnehmern vom Großglocknertreffen und ich bin mir sicher, in Gedanken streichelt er schon über seinen grünen R 40, der drüben in der Werkstatt auf ihn wartet.

Fragt man den sympathischen Artlkofener, was ihm eine besondere Freude bereitet, errät man die Antwort schon: „Wenn ein Oldtimer fertig ist und wenn ich eine Wildsau schieß. 40 kg Traumfleisch! Bei dem vielen Maisanbau halten sich halt besonders viele. Da muss man reduzieren." Auf der Jagd begleiten ihn Biene, eine einjährige Rauhaardackeldame und der fünf Jahre alte Münsterländer Vanja.  „Bei uns möchte man Hund sein", gesteht Frau Paintner. „Isolierter Nobelzwinger mit Treppe, zwei große Hundekörbe im Esszimmer und jeden Tag vor dem Bettgehen ein Betthupferl. An einem kalten Wintertag bin ich morgens neben dem Dackel wachgeworden. Den hatte mein Mann abends ins Bett mitgenommen, er hätte ja frieren können." „Ja, ein Hund kann sich bei uns nicht beschweren", bestätigt der Tierliebhaber. 

Natürlich mag der Paintner Michael auch Gesellschaft. Ins Wirtshaus geht er nicht, dann schon lieber zum Maibaumaufstellen oder in eine Ü30-Party. Wenn er aber tanzen soll, fehlt's ihm am Fuß, weiß seine Frau zu berichten. Das Artlkofener Dorffest findet bei ihm in der Halle statt und gegen Blitzfeste, also spontan feiern, hat er ganz und gar nichts einzuwenden. Eine Tradition wird besonders gepflegt: Das tägliche Kaffeetrinken um 16.00 Uhr bei der Oma, wo Bruder, Schwester, Schwager, Enkel und wer halt grad Zeit hat, zusammenkommen. Ein glücklicher Mann, der Michael Paintner. Hat er noch Wünsche?

„Ja, ruhiger dahinarbeiten können, ohne diesen gewaltigen Zeitdruck und einmal im Leben auf einem Flugzeugträger mitfahrn", erfahre ich. Das kommt noch – bei dieser Tatkraft. Ich könnte ihn mir später auch als kanadischen Holzfäller vorstellen oder Trapper. Wär das was für dich, Michael?


Dieser Text ist erstmals erschienen im Essenbacher Weihnachtsfenster 2014